Das diesjährige Motto zum Tag des offenen Denkmals „WERT-voll: unbezahlbar oder unersetzlich?“ ist ein klares Bekenntniss zum Erhalt und der nachhaltigen Nutzung historische Bauwerke, oft Orte die übers Jahr nur selten zu besuchen sind.
Meist sind es gerade kleine und sehr speziellen Orte, oftmals „lost places“, die einen besonderen Reiz versprühen, von besonderem Interesse sind und großen Andrang beisteter Besucherinnen und Besucher generieren.
Das Motto „Wert-voll: unbezahlbar oder unersetzlich?“ rückt auch das Obere Schloss in Greiz, weithin sichtbar auf dem Bergkegel im Tal der Elster, in den Fokus des Interesses.
Anders als viele historische Gebäude, Burgen und Schlösser, Parks und Denkmähler á la couleur ist das Wahrzeichen der Stadt nicht Teil einer Stiftung.
Nein, nach den Festlegungen des sog. Vermögenszuordnungsgesetz (VZOG) zu Beginn der 1990er Jahre, wurde das Obere Schloss der Stadt Greiz zugeordnet und ist seither von ihr zu unterhalten und zu erhalten. Eine wahre Mamutaufgabe für eine Kommune.

(Die Aufnahme zeigt das Obere Schloss vom Weißen Kreuz aus. Haus 2 ist noch nicht saniert, ebenso Haus 3. Der Schlossturm, das Torhaus und die ehem. Orangerie erstrahlen bereits im neuen Glanz)
So erklärt sich auch Zweck und Ziel des „Fördervereins Oberes Schloss e.V.“ das Verständnis und Interesse der Bürgerinnen und Bürger für dieses erhaltenswerteKulturdenkmal zu vertiefen und überregional bekannter zu machen. Vordergründig ist eine denkmalgerechte Nutzung.
Am diesjährigen Tag des offenen Denkmals bietet der Verein wieder eine Vielzahl von Möglichkeiten die altehrwürdigen Gemäuer im historischen Charme oder neuem Glanz kennenzulernen.
Am Sonntag, 14.September 2025, hat der Verein ab 13 Uhr das Haus 2, Stadtarchiv, zu geführten Rundgängen für Sie geöffnet. In diesem Gebäude befinden sich auch die Räume des Fördervereins, besser bekannt als „Cafe an der Zentaeiche“.

Das derzeit in Sicherungsarbeiten befindliche Haus 3 wird in fachkundigen Führungen erstmals in diesem Stand der Sanierung einer breiten Öffenlichkeit vorgestellt.

Haus 2 und Haus 3 (rechts im Hintergrund) im morbiden Charme. Haus 2 ist längst saniert und Haus 3 in der recht aufwändigen Notsicherung)
Über das sanierte Treppenhaus gelangen die Besucherinnen und Besucher auf das Plataeu des Turmgartens. Hier besteht die Möglichkeit in einem gut erhaltenen Seitengebäude das ehemalige Uhrwerk aus dem Jahr 1660.
Glaubt man der Überlieferung, handelt es sich bei diesem Uhrwerk um die Arbeit eines gewissen Schuhmann aus Kleinreinsdorf- Grüneiche. Im Metall des Uhrwerks zu findende Aufzeichnungen sind vom Rost unlesbar gemacht, doch man kann der Sage durchaus Glauben schenken. Schuhmann verbrachte auf dem Oberen Schloss eine Schuldhaft und bat seine Beiniger um Material für dieses recht grobe Werk mit der Absicht seine Haft zu verkürzen.

(Turmuhrwerk eines gewissen Schuhmann aus Kleinreinsdorf- Grüneiche in Haft als Steuerschuldner erbaut.)
Weiter geht es über das Plateau zum steinernen Schlossturm


(Seitengebäude mit Übergang zum Haus 8 der Schlossanlage. Hier ist auch das Uhrwerk, die alte Wetterfahne und die „Ersatzglocke“ aus DDR-Zeiten zu besichtigen. Rechts erkennt man den Zugang vom Treppenhaus und weiter zum Schlosshof)
Im Jahre 1625 wurde er auf einem Packlager aus großformatigen Steinen an der Hangkante des Tonschieferfelsens in der uns seit der grundhaften Rekonstruktion im vergangenen Jahr wieder sichtbaren Form errichtet. Der Turmbau von 1625 erfolgte nach teilweisem Abbruch eines ebenfalls gemauerten Vorgängers. Der genaue Zeitpunkt des ersten und wohl an gleicher Stelle stehenden hölzernen Wachturms ist derzeit nicht seriös zu bestimmen. Die Wände des aus Bruchsteinen und Ziegeln errichteten Bergfrieds messen am Boden etwa 2 m und verjüngen sich bis zum Fußboden der Turmstube in etwa 17 m Höhe auf rund 1,5 m. Die sich anschließenden Wände des steinernen Uhrengehäuses, der Turmstube, sind dann noch etwa 1 m dick und enden an der Dachtraufe der Kuppel bei 19,75 m




(Archäologische Grabungen auf dem Plateau des Turmgartens)
Hat man die hölzernen ud sehr stabilen Stufen der Treppe zur Turmstube erklommen so beiten sich den Betrachtenden ein schöner Rundblick aus den drei Fenstern im massiven Mauerwerk.
In Zuge der Rekonstruktion wurde das gesammte Balkenwerk entfernt und ein neues Fachwerk mitsamt der zweiteiligen Kuppel errichtet.





Das nunmehr seinen Dienst tuende Uhrwerk stammt aus den Händen der Zwickauer Firma Hahn und war vormahls in Niederwürschnitz (Sa.) seit 1904 zu Gange.

(Walter Weber war der letzte Schlossverwalter und leidenschaftlicher Kümmerer um das Hahnsche Uhrwerk)




(Wetterfahne, Turm und Lilie als oberer Abschluss und weithin sichtbares Zeichen der Macht, sowie der Turmknopf mit seiner neuen Vergoldung)
In der Turmstube können die Besucherinnen und Besucher ihre Fragen zur Geschichte des Bauwerks stellen und erfahren auch interesanntes über das Uhrwerk, die Glocken und deren Geschichte.
Wie auch in den zurückliegenden Jahre freut sich das Team des Fördervereins aus Sie, sehr verehrte Gäste, und verspricht angenehme stunden hoch über den Dächern der Stadt.
Text: Michael Hendel Fotos: Michael Hendel, Ulli Jugel