Duo Sonabilis 2012

Wenn der samtige Ton des Cellos im mittelalterlichen Gewölbe des Pferdestalls im Oberen Schloss schwebt und Kammerjunker Melchior zu Stollberg aus dem Boudoir plaudert, aus dem er üblicherweise diskret das Nachtgeschirr der edlen Damen zu entsorgen hat, dann hat die Kleinkunst die Schlosshoffestspiele des Fördervereins Oberes Schloss erobert.
Mittwochabend konnte der Vorsitzende des Fördervereins, Joachim Lehmann, knapp 50 Vereinsmitglieder und Interessenten in der urigen Halle des Pferdestalls zu einer weiteren Auflage der Schlosshofspiele begrüßen. Nicht zuletzt wegen der drei Baustellen im Oberen Schloss hat sich der Vereinsvorstand in diesem Jahr für eine Kleinkunst-Variante entschieden, die auch beim Publikum gut ankam. Der Kammerjunker Melchior zu Stollberg, verkörpert durch Autor und Journalist Bernd Kemter, wurde begleitet von "Hofmusicus" Cornelius Herrmann aus Gera ein Musiker von Rang und Namen, der viele Jahre bei den Salzburger Festspielen mitwirkte. Mit Bach und Telemann gab er den Anekdoten und Amouren vom Weimarer Hofe einen effektvollen musikalischen Rahmen. Nicht zuletzt wegen der vom Kammerjunker gespielten Kritik am Hofmusicus gehörten dem Cellisten die Sympathien des Publikums. Melchior indes schwadronierte über die kurioseste Ehe am Hofe zwischen dem 54-jährigen Sonderling Karl Ludwig von Knebel, und der erst 17-jährigen lebenslustigen Luise von Rudorff. Natürlich ging es ebenso um Goethes lange Liebschaften-Liste und seine Verbindung mit der Vulpius, die von den Adelsdamen argwöhnisch beäugt wurde. Schillers Witwe soll gar von "Goethes dicker Hälfte" geunkt haben. Bei einem Glas Wein, einem Fettbrot oder deftiger Käsecreme klang der Abend urig aus.