Baustellenbesichtigung

 

 

 

(Bericht der OTZ)

Café an der Zentaeiche:

Schmuckkästchen für Gedächtnis von Greiz

  • Jürgen Jahn erläutert Mitgliedern des Fördervereins die Unterzüge und fachwerkartigen Stahlkonstruktionen im Haus Nummer 2.  Foto: Kathrin Schulz Jürgen Jahn erläutert Mitgliedern des Fördervereins die Unterzüge und fachwerkartigen Stahlkonstruktionen im Haus Nummer 2. Foto: Kathrin Schulz
Förderverein Oberes Schloss informiert sich über Baufortschritt im Haus Nummer 2 des Oberen Schlosses. Greizer Experte Jürgen Jahn erläutert die Pläne für das Gedächtnis der Stadt und ein kleines Café.
 
Greiz. Für das Gedächtnis der Stadt entsteht derzeit ein ganz besonders geschichtsträchtiges Schmuckkästchen. Im Haus Nummer 2 auf dem Schlossberg, das einst sieben Wohnungen beherbergte und in den letzten Jahren hinter der Remiseneinfahrt unter anderem unansehnliche Kohlenkeller verbarg, sollen 1200 laufende Meter Akten, Zeitungen und Urkunden einen Platz für die Ewigkeit finden. Das städtische Archiv platzt aus allen Nähten, ganz abgesehen von den teilweise miesen Aufbewahrungsbedingungen in Nebengelassen des Rathauses ein Notstand, der ab 2013 Geschichte sein soll.

"Das Schloss ist ein traditioneller Archivstandort, bis ins Jahr 2000 beherbergte es das Thüringische Staatsarchiv", weiß Jürgen Jahn vom Ingenieurbüro BAUplan Jahn. Nebenbei bemerkt ist das Barockgebäude ursprünglich mal das Fürstliche Finanzamt gewesen, woraus sich unter anderem auch ein Tresorraum im Erdgeschoss erklärt, weist Jahn, der das Projekt bei einem Vorort-Termin für den Förderverein Oberes Schloss erläutert, auf eine Besonderheit hin. Für den barocken Baustil des 18. Jahrhunderts, den das stattliche Gebäude wieder erhalten soll, wurden spätere Einbauten, die mitunter sehr rüde Eingriffe in die Substanz bedeuteten, wieder entfernt, weiß der Fachmann, der seinerzeit schon für die Sanierung des Schlossturmes, des Pferdestalls, der Orangerie, des Torhauses und diverse Stützmauern am Oberen Schloss Sorge getragen hatte.

Neben der Hausschwammbekämpfung ist die statische Ertüchtigung des Denkmalgebäudes eine besondere Herausforderung. "Da für Archive die Nutzlast drei- bis sechsmal höher sein muss, arbeiten wir mit Unterzügen und fachwerkartigen Stahlkonstruktionen. Außerdem wurden Spritzbetonschalen unter die Mauerwerksbögen im Erdgeschoss gesetzt und Mikropfähle zur Ertüchtigung der Gründung im Gebäude eingebaut. Um den ursprünglichen Remisencharakter zu erhalten", erklärt Jahn, wird das Café mit 45 Plätzen mittels Glaswänden vom Archivbereich im Erdgeschoss getrennt. "Alles bleibt transparent, es gibt keine Geheimnisse", schmunzelt der Diplomingenieur. Bis hinauf ins Mansardengeschoss wird sich der Archivbestand ziehen, platziert nach der Zugriffsrate. Von der Kapazität ist das neue Domizil auf eine Verdopplung der Archivarien ausgerichtet, erfahren die Vorstandsmitglieder des Fördervereins Oberes Schloss bei diesem Vor-Ort-Termin.

Derzeit ist die umfassende Sanierung des Hauses Nummer 2 so weit gediehen, dass die Dachdecker- und Steinmetzarbeiten ausgeschrieben wurden. Vorgesehen ist ein Schieferdach in altdeutscher Eindeckung, die Gauben rundum sind erneuert.

Für die Fassade werden die Farbtöne des Torhauses eingesetzt, allerdings im Pendant zur dortigen Farbgestaltung. Bis 2013 soll hier alles fertig sein. Dann ist der Plausch zum Kaffee an der Zentaeiche eine realistische Sache. Ein kleiner Außenbereich für das Café ist konzipiert. Ein Pächter dafür noch nicht gefunden.

 
Rund 2,2 Millionen Euro Baukosten werden am Ende für das Haus 2 im Oberen Schloss auf der Rechnung stehen.

Die Vorstandsmitglieder des Schlossfördervereins sahen sich mit großem Interesse um. Jürgen Frantz verwies auf den Zuschnitt der behindertengerechten Toilette und bat darum, nochmals genau zu prüfen, ob alle Regelungen dazu eingehalten sind. Jürgen Jahn erwiderte, dass im Genehmigungsverfahren ausführlich darüber diskutiert wurde, nahm den Hinweis aber noch einmal auf.

Vereinsvorsitzender Joachim Lehmann dankte Jürgen Jahn für die aufschlussreiche Führung und freute sich, den Baufachmann in die Reihen des Vereins aufnehmen zu können.

Die Schlosshoffestspiele werden in diesem Jahr am 20. Juni im Marstall mit dem Duo "Sonabilis" fortgesetzt.


Kathrin Schulz / 26.04.12 / OTZ